Methodik für die landesweite Rotmilan-Erfassung 2021/2022 in Sachsen-Anhalt

1. Ziel

In ganz Sachsen-Anhalt sollen die Brutpaare des Rotmilans (wenn möglich auch von Schwarzmilan und Mäusebussard) punktgenau erfasst werden. Zudem sollen auch einige Gebiete außerhalb Sachsen-Anhalts untersucht werden. Hierzu werden auch vorhandene Daten aus den Nachbarbundesländern beachtet, ergänzt und ggf. aktualisiert. Auf der/den beiliegenden Karte/n finden Sie die Begrenzung Ihres Untersuchungsgebietes eingezeichnet.

2. Kartiergrundlagen

Als Kartiergrundlage dienen die Messtischblatt-Quadranten (MTBQ oder TK10) mit einer Fläche von ungefähr 32 km². Ein MTBQ ist ein Viertel eines Messtischblattes (MTB oder TK25) mit einer Fläche von ca. 128 km². Die Nummer Ihres jeweiligen Quadranten finden Sie auf der entsprechenden Karte vermerkt.         

3. Erfassung

Die Erfassung erfolgt nach der Methode der Brutvogelkartierung von Südbeck et al. (2005). Diese wird in diesem Projekt in zwei obligatorischen Begehungen und einer optionalen Kontrolle durchgeführt. Hierbei ist die vollständige Erfassung aller Nester, die von Rotmilanen besetzt sind, wichtig. Das methodische Vorgehen dafür wird nachfolgend genau beschrieben.

Da Schwarzmilan, Mäusebussard und Kolkraben die gleichen Lebensräume und Nisthabitate nutzen, können diese bei der Rotmilankartierung mit aufgenommen werden. Dafür sind keine weiteren Begehungen notwendig.

3.1. Zeitlicher Rahmen

Für die Erfassung sind drei Durchgänge vorgesehen. Mindestens in den ersten beiden Terminzeiträumen (siehe unten) müssen Erfassungen durchgeführt werden. Der dritte Durchgang ist für eine reine Bestandserfassung nicht zwingend notwendig, die Ergebnisse sind jedoch wertvoll, um den Bruterfolg werten zu können. Im Rahmen der landesweiten Erfassung ist dieser Durchgang optional und kann je nach zeitlichen Möglichkeiten durchgeführt werden.

  • 1. Durchgang: Horstsuche: (15. März) bis 20. April:
        Nestsuche, Registrierung von Rotmilanen in der Nähe gefundener Nester
  • 2. Durchgang: Besatzkontrolle: 21. April bis 10. Mai:
        Kontrolle der Nestbesetzung
  • 3. Durchgang: Reproduktionskontrolle: 05. Juni bis 20. Juni:
        Kontrolle des Bruterfolges, Jungvögel in Nestnähe oder im Brutrevier

3.2 Allgemeine Hinweise zum Vorgehen

Bei schlechten Witterungsbedingungen wie Regen oder kühlem Wetter ist die mögliche Beeinträchtigung von Eiern und Jungvögeln, die durch die Erfassung entstehen können, besonders hoch. Auch sind Rotmilane bei solchem Wetter insgesamt wenig aktiv, daher sollte die Besatzkontrolle (2. Durchgang) nur bei warmem, sonnigem Wetter erfolgen. Die Horstsuche (1. Durchgang) kann je nach eigenem Ermessen bei jedem Wetter durchgeführt werden. Generell sind die Vögel ca. 2 Std. nach Sonnenaufgang bis ca. 1,5 Std. vor Sonnenuntergang besonders aktiv.

3.3 Horstsuche (Durchgang 1)

Bei der ersten Begehung werden im gesamten MTBQ Gehölzstrukturen auf Horste kontrolliert. Alle Bereiche mit größeren Bäumen wie Wälder, Baumreihen, Feldgehölze oder Baumgruppen stellen potenzielle Horststandorte dar. Selten werden auch Einzelbäume oder Freileitungsmasten als Neststandorte angenommen. Auch vorhandene Horste aus den Vorjahren werden oft wiederbesetzt oder Nester von anderen Arten, wie z.B. Krähen, ausgebaut und genutzt. Rotmilane, die sich in der Nähe gefundener Nester aufhalten, werden registriert. Wird Territorialverhalten (siehe unten) von zwei Rotmilanen beobachtet, ohne dass ein Horst vorhanden ist, sollte die Umgebung im zweiten Durchgang erneut aufgesucht und auf Nester kontrolliert werden. Es kann sein, dass der Horst noch nicht gebaut ist. Deshalb ist es ratsam mit der Nesterfassung nicht zu früh zu beginnen.

3.3.1 Erfassung von Baumreihen, Feldgehölzen, Ortschaften, Einzelbäumen und Baumgruppen

Diese Landschaftsstrukturen sollten vor dem Laubaustrieb, der bereits Mitte April beginnen kann, komplett zu Fuß kontrolliert werden. Da Rotmilane zunehmend auch in Siedlungsgebieten und deren unmittelbarer Nähe brüten, sind diese bei den Kartierungen nicht zu vernachlässigen. Schwerpunktmäßig sind in Ortschaften alle Strukturen mit größeren Bäumen wie z.B. Parks, Friedhöfe oder größere Gärten – sofern möglich – aufzusuchen und zu kontrollieren. In den letzten Jahren nutzten Greifvögel zudem in Siedlungsnähe zunehmend Misteln als Unterlage für das Nest. Dies kann das Auffinden der Horste zum Teil erheblich erschweren. Hier ist daher besondere Sorgfalt geboten.

3.3.2 Erfassung in Wäldern

Bei großen unübersichtlichen Wäldern sollen bei der Horstsuche die Waldrandbereiche (bis 200 m tief in den Wald) intensiv abgesucht werden. Rotmilane brüten nur selten tiefer in Wäldern, dennoch ist es ratsam von einem oder mehreren Aussichtspunkten den Wald von außerhalb auf Aktivitäten zu überwachen. Am besten mit einem Fernglas oder Spektiv. Pro Punkt sollten hierbei ca. 30 min eingeplant werden. Während dieser Zeit ist auf Balz- und Territorialverhalten zu achten, welches Aufschluss über den genauen Horststandort geben kann.

Die wichtigsten Territorialverhalten sind:

  • Demonstrationsflüge: beispielsweise ausdauernd über dem Revier kreisende oder lange an einem Punkt (meist über dem Horst) in der Luft stehende Rotmilane
  • Flug aus dem Jagdgebiet zum Horst
  • Exponiertes Sitzen in Horstnähe
  • Revierkampf mit anderen Greifvögeln

Bei Beobachtung einer oder mehrerer dieser Verhaltensweisen (auch unabhängig von der Landschaftsstruktur) steigt die Wahrscheinlichkeit einer späteren erfolgreichen gezielten Horstsuche bei der Besatzkontrolle im zweiten Durchgang. Diese Vorgehensweise ist auch in Bezug auf größere Nadelgehölz-Bereiche oder anderweitig schlecht einsehbare Gebiete anwendbar.

3.4 Besatzkontrolle (Druchgang 2)

Im zweiten Durchgang werden die bereits gefunden Nester gezielt aufgesucht, um die Besatzkontrolle durchzuführen. Der Besatz eines Horstes mit einem Brutpaar kann auf verschiedene Weise festgestellt werden. Wird ein brütender Altvogel auf dem Nest beobachtet, ist der Besatz sicher. Auch frische Kotspritzer unter dem Horst oder Beute eintragende Altvögel weisen auf einen Besatz hin.

In jedem Fall muss die Vogelart sicher bestimmt werden. Bei auf dem Horst sitzenden Greifvögeln können oft die herausragenden Schwanzfedern eine sichere Bestimmung zulassen. Auch der Horst selbst kann mitunter schon auf eine bestimmte Art hinweisen. Rot- & Schwarzmilane bauen häufig Stoff- oder Plastikreste in ihre Nester ein oder bauen bereits vorhandene Nester, z.B. von Krähen, aus. Mäusebussarde neigen hingegen dazu frische, belaubte Zweige in ihren Horsten zu verbauen. Zudem bauen Mäusebussarde in der Regel größere Nester.

Wird ein besetzter Horst gefunden, müssen dennoch alle weiteren Horste auf den Besatz kontrolliert werden, da die Vögel in einem engen Umkreis zusammen brüten können.

Um Störungen zu minimieren, ist das Horstumfeld anschließend wieder zügig zu verlassen. Der direkte Blickkontakt mit auf Horsten sitzenden Vögeln sollte immer vermieden werden, da diese sonst auffliegen können. Es kann zudem sein, dass die Vögel schon aufgeflogen sind, bevor der Horst entdeckt wurde. Deshalb sollte am und unter dem Horst nach weißen Kotspuren gesucht werden, die auf eine Besetzung hinweisen können. Ebenso können frisch eingetragene Zweige auf eine Benutzung des Nestes hinweisen.

3.5 Reproduktionskontrolle (Druchgang 3)

Die Reproduktionskontrolle ist im Rahmen der landesweiten Erfassung optional. Die Daten sind aber sehr wertvoll, um den Bruterfolg werten zu können. In diesem Durchgang werden alle Horste, bei denen ein Besatz festgestellt werden konnte, gezielt aufgesucht, um die Anzahl der Jungvögel festzustellen oder den Bruterfolg (Jungvögel vorhanden oder nicht) zu bewerten.  Sollte das Nest nicht einsehbar sein, können Kotspritzer unter dem Nest auf das Vorhandensein von Jungvögeln hinweisen.

Wie bei der Besatzkontrolle sind Störungen im Horstumfeld möglichst gering und der Aufenthalt möglichst kurz zu halten.

4. Datenerfassung

Dafür bekommen Sie von uns die notwendigen Kartierunterlagen: Karten Ihres Erfassungsgebietes und den Horsterfassungsbogen.

Die Horststandorte sind punktgenau anzugeben. Das kann über die Eintragung in eine analoge Karte erfolgen. Ebenso können die Koordinaten der Standorte auch mit einem GPS-Gerät oder mit dem Handy erfasst werden und auf dem Horsterfassungsbogen angegeben werden. Bei der Erfassung sollten neben der Vogelart und ggf. der Anzahl Jungvögel (Juv.) die folgenden Parameter erhoben werden:

  • Horstbaum (auf Gattungsniveau: z.B. Eiche, Pappel, Kiefer, etc.)
  • Horstbaumstandort
    • W = Wald (>5 ha)
    • R = Waldrand (bis 25 m tief in den Wald hinein)
    • F = Feldgehölz (<5 ha)
    • B = Baumreihe
    • O = Ortslagen
    • S = Sonstiges (z. B. Masten)

Dafür soll der Horsterfassungsbogen genutzt werden. Diesen senden wir Ihnen nach Anmeldung zu.

5. Meldung der Daten

Die Daten sind bis spätestens zum 31.07. des Erfassungsjahres an das Rotmilanzentrum zu übermitteln.

5.1 Meldung über Erfassungsbogen und Karte

Die ausgefüllten Erfassungsbögen und -karten per Post an die folgende Adresse senden:

Rotmilanzentrum am Museum Heineanum
Am Kloster 1
38820 Halberstadt

5.2 Meldung von digitalen Erfassungsergebnissen

Die digital erfassten Ergebnisse sind als Shape-Datei oder in vergleichbarer Weise an kartierung@rotmilanzentrum.de zu senden. Bitte vergessen Sie bei der Übermittlung nicht die Daten zum jeweiligen Nest (siehe Erfassungsbogen) mitzuschicken.

 

Das Team vom Rotmilanzentrum wünscht Ihnen   
viel Spaß beim Kartieren und eine gute Zeit im Feld!

 

Symbol Beschreibung Größe
Methodik für die landesweite Erfassung
(c) Rotmilanzentrum
0.6 MB
Horsterfassungsbogen landesweite Rotmilankartierung
(c) Rotmilanzentrum
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Horsterfassungsbogen am Pc ausfüllbar
(c) Rotmilanzentrum
0.5 MB

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